Mit der Zeit ist es eine seltsame Sache: Dem einen steht zu viel davon zur Verfügung, dem anderen reicht sie nie aus. Letzterem begegnet man häufiger. Pflichten, Möglichkeiten, Interessen, Freundschaften rauschen nur so durch. Die Tage sind laut, voll und schnell.

Rituale wie regelmäßige, bewusste Pausen haben die Kraft, einen aus dem Hamsterrrad der Arbeit herauszureißen. Sie bilden Ruhepunkte und befreien von Druck. Rituale schenken Räume der Freiheit. Sie führen zu innerer Ruhe und wohltuendem Frieden.

Mittagsgebet

Du, Herr, bist hier.
Jetzt. In diesem Moment.
In diesem Raum. Und in meinem Herzen.

Du, Herr, bist nah.
Näher als mein Atem und mein Herzschlag.
Näher als ich mir selbst bin.

Du, Herr, bist Wirklichkeit.
Realer als alle Anforderungen, Erwartungen und Misserfolge.
Realer als alles, was mir Sorge macht.

Du, Herr, bist hier.
Jetzt. In diesem Moment.
Und schaust mich liebevoll an.

Zu dir, Herr, erhebe ich meinen Blick,
auf dich setze ich meine Hoffnung.
Führe fort, was ich begonnen habe,
umfange, was mislungen ist,
und lass mein Tagwerk gelingen -
den Menschen zum Segen und dir zur Ehre!

Auf der Höhe des Tages lobe ich dich,
Schöpfer meines Lebens und dieser Erde.
Ich preise dich! Ich danke dir!
- Amen.

Quelle: Steinbach, S.: Dem Tag einen Rhythmus geben, In: andersLEBEN, Heft 03/21, S. 63-65 (https://andersleben-magazin.ne...)