24/04/2024 0 Kommentare
Eine neue „Orgel“ mitten im Krieg – wie ein Harmonium aus Zörbig nach Maria Meeresstern kam
Eine neue „Orgel“ mitten im Krieg – wie ein Harmonium aus Zörbig nach Maria Meeresstern kam
# Neuigkeiten Orgel Werder

Eine neue „Orgel“ mitten im Krieg – wie ein Harmonium aus Zörbig nach Maria Meeresstern kam
Der Sohn des Orgelbauers Georg Meissner in Zörbig (Provinz Sachsen) hatte gerade ein neues Harmonium gebaut, als er 1939 als Soldat der Wehrmacht in den Krieg eingezogen wurde. Zwei Jahre später stand das Instrument im Verkaufsraum des elterlichen Betriebs und fiel dem Orgelbauer Artl ins Auge, der im Auftrag der Gemeinde Maria Meeresstern in Werder (Havel) nach einer Orgel suchte. Es dauerte dann noch knapp ein Jahr, bis der Abbau, Transport und Aufbau des Instruments vollzogen und die Rechnung über 4500 Reichsmark durch die Gemeinde beglichen war. Der Winter 1941/1942 war von intensiven Verhandlungen und einer lebhaften Korrespondenz zwischen dem Orgelbauer, dem zuständigen Pfarrer (Hugo Makosch) und der Transportfirma W. Hamacher (Berlin Nordwest, Lüneburgerstraße 22) bestimmt. Es mussten der Erwerb durch den Orgelsachverständigen des Bistums Berlin (Prof. I. Ahrens, Berlin-Charlottenburg, Kaiserdamm 83) genehmigt, eine Anzahlung von 1500 Reichsmark geleistet, eine Versicherung abgeschlossen, eine letzte Begutachtung durchgeführt, ein Starkstromleitung aus Spandau nach Werder für den Orgelmotor gelegt, 100 Wolldecken bereitgestellt, ein Fahrzeug besorgt und zwei Überweisungen von der Städtischen Sparkasse Werder auf den Zörbiger Bankverein „Schröder, Körner & Co“ getätigt werden, ehe die Gemeinde Maria Meeresstern das neue Instrument im Spätsommer 1942 (vermutlich zum Fest Maria Aufnahme in den Himmel) in Betrieb nehmen konnte.
Die kleine Orgel überstand – ähnlich wie das übrige Inventar der späteren Wallfahrtskirche – heil die Unbilden des Krieges und wird bis in die Gegenwart für den Gottesdienst benutzt.
Über fünfzig Jahre war allein die örtliche Organistin Christa Lehmann an der Orgel tätig. Sie vermag ihr bis heute manchen guten Ton zur Freude der Gemeinde zu entlocken. Das Harmonium kam allerdings in die Jahre, von den Pfeifen sind viele inzwischen nicht mehr ganz brauchbar.
MLH (nach Unterlagen des Gemeindearchivs Maria Meeresstern)
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