Ausflug des Ökumenischen Frauenkreises
Das Badehaus der Beelitzer Heilstätten
Zum Start in die neue Saison gönnte sich der Ökumenische Frauenkreis einen ganz besonderen Ausflug in ein Denkmalensemble unserer Region: in die ehemaligen Beelitzer Heilstätten, konkret in das Badehaus und das Gelände des Sanatoriums.
Unsere Führerin Frau Irene Krause erwartete uns am Bahnhof Beelitz-Heilstätten, übrigens sehr komfortabel für die Anreise mit der Bahn oder dem PKW, denn hier stehen zahlreiche Parkplätze zur Verfügung. Entlang der Kreisstraße ging es zu Fuß zum letzten noch original erhaltenen Tor des weiträumig umzäunten Geländes – ehemals 11 Kilometer Zaun umschlossen die mehr als 60 Gebäude umfassende ehemalige „Arbeiter-Lungenheilstätten“ vor den Toren Berlins.
Eben diese Kreisstraße trennte damals auch die Gebäude für Frauen im Westen und Männer im Osten, die Bahnstrecke Berlin - Dessau teilte die Heilstätten in den Bereich „Sanatorium“ der nicht-infektiösen Erkrankten im Süden und jene „Heilstätten“ im Norden für Patient*innen mit infektiöser offener Tuberkulose.

In drei Bauphasen zwischen 1898 und 1930 errichtet zeugen die Gebäude, ihre Innengestaltung und ihre Lage im Gelände von der überlegten Planung der gesamten Anlage, die am Ende 1500 Betten, Speisesäle Ärztehäuser, Schwesternheim, eigene Fleischerei, Wäscherei ... umfasste. Nach dem 2. Weltkrieg dienten die Kernbereiche als Militärkrankenhaus für die sowjetische Armee und waren den Einheimischen nicht mehr zugänglich. Sie konnten in einer außerhalb des Geländes beheimateten Fachklinik für Lungenkrankheiten und Tuberkulose ihre schwere chronische Lungenerkrankung ausheilen.
Weite Teile der ehemaligen Heilstätten sind heute dem Verfall preisgegeben. Das Gelände des Sanatoriums allerdings wird von einem Investor entwickelt – neben renovierten Gebäuden aus der Zeit als Lungenklinik entstehen moderne Reihenhaussiedlungen. Manche Gebäude sind recht einfach einer neuen Nutzung zuzuführen, andere erweisen sich als problematische Kandidaten, wie eben das alte Badehaus, das Frau Krause uns vorstellte.
Bereits das Entree berücksichtigt mit abgeflachter Treppe und vergrößerter Stufenbreite den geschwächten Zustand der Patienten. Im Innern warteten Therapeuten mit zahlreichen Anwendungen ausdrücklich nur auf nichtinfektiöse Patienten. Die waren auch schon weithin zu erkennen an ihrer blauen Anstaltskleidung; wer an offener Tuberkulose erkrankt war, den erkannte man an seiner grünen Kleidung.

Im Badehaus nun gab es Kaltanwendungen – so heftig, dass in Briefen nach Hause über die Grenze des Erträglichen geklagt wurde. Moorbäder, Sandbäder, Fichtennadel- und Kohlensäurebäder – über 32000 Anwendungen innerhalb eines Jahres wurden im Badehaus realisiert. Besonders beliebt – gerade in der kalten Jahreszeit – waren Heißluftbäder in schrankähnlichen Kästen. Andererseits musste man schließlich auch im Winter sechs Stunden täglich in den offenen Liegehallen seine Liegekur einhalten.

Medikamente gegen die Tuberkulose sind noch lange unbekannt, daher versuchte man mit sehr nahrhaftem Essen, viel frischer Luft, Bädern, Bewegung und UV-Bestrahlung das Immunsystem der Patienten so zu stärken, dass sie die Krankheit besiegen konnten. Ohnehin, so erzählte Frau Krause aus ihren umfänglichen Recherchen in einschlägigen Archiven, wurden nur solche Patienten aufgenommen, bei denen die ärztlichen Vorbefunde eine Heilung erwarten ließen. Menschen mit sehr weit fortgeschrittener Erkrankung kamen nicht in den Genuss all dieser Annehmlichkeiten.
Nach dem Badehaus schlenderten wir mit Frau Krause weiter über das Gelände; sie zeigte uns zahlreiche Postkarten, die von Heilstätten zu den Lieben nach Hause geschickt wurden.

Wir erfuhren Manches zu den sozialen Verhältnissen des ausgehenden Kaiserreiches; auch gab es einmal einen Streik unter den Patienten, weil die Anstaltsleitung Treffen zwischen weiblichen und männlichen Patienten auf sehr strenge Weise zu unterbinden suchte.
Mittendrin in diesem Wirrwarr aus denkmalgeschützten Gebäuden, Baustelle, Neubauten platzten wir dann vor dem alten Heizhaus auch noch in den ausgehenden Drehtag für Gute Zeiten Schlechte Zeiten – unsere souveräne Führerin war das schon gewohnt und hatte ausreichend Stoff zum Erzählen, bevor wir weitergehen durften.
